Was ist türkischer Kaffee und wie bereitet man ihn zu?
Kaffeekultur wird in allen möglichen Teilen der Welt anders interpretiert und gelebt. Dabei erfahren traditionelle Zubereitungsmethoden aktuell eine Art Renaissance. So auch der türkische Kaffee. Die ursprüngliche Form der Zubereitung in einem erhitzten Sandbett findet in vielen Kaffeehäusern der Türkei derzeit wieder vermehrt Anwendung. Denn nur mit dieser Methode kann man alle Facetten des Aromas schonend und differenziert aus dem türkischen Kaffee herausholen. Da verwundert es nicht, dass mittlerweile sogar eigens Herdplatten in Sandbetten hergestellt werden, um die klassische Zubereitung auch in modernem Ambiente zu ermöglichen.
Die traditionelle Zubereitung türkischen Kaffees
Wie die ursprüngliche Zubereitungsform türkischen Kaffees entstanden ist, wird schnell klar, wenn man sich vor Augen hält, dass das Turkvolk einst ein Hirtenvolk war. Und während man mit Schafen und Ziegen durch Steppen, Gebirge und Wiesenlandschaften zieht, muss die Kaffeezubereitung outdoortauglich sein. Weil es damals noch keine Gaskocher gab, war man also auf die Hitze von offenem Feuer angewiesen. Doch das Kaffeepulver für türkischen Kaffee ist extrem fein gemahlen. Da passiert es schnell, dass der Kaffee verbrennt, wenn er direkt über der Flamme gekocht wird. Also haben sich die Türken eine spezielle Zubereitungsmethode ausgedacht, mit der sie einerseits nicht das feine Kaffeepulver verbrannt haben und andererseits sogar noch die Aromaextraktion perfektioniert haben.
Dazu wurde also eine einigermaßen große Fläche Sand neben bzw. über dem Lagerfeuer erhitzt. Der Sand wurde dazu in eine Metallpfanne gegeben, diese über dem offenen Feuer angebracht und so der Sand langsam auf Temperatur gebracht. In dieses Sandbett werden dann die Cezve genannten Kaffeekannen mit den langen Stielen gestellt, die zuvor mit der Wasser-Zucker-Kaffee-Mischung befüllt wurden. Die moderne Variante eines solchen Sandbettes arbeitet nach dem gleichen Prinzip. Der Einfachheit halber – und vielleicht aus Sicherheits- bzw. Versicherungsgründen – wird dafür kein offenes Feuer mehr verwendet. Stattdessen werden Elektroherdplatten eingesetzt, in denen der Sand warm gemacht wird, wie man es etwa in diesem Video sehen kann:
Das Geheimnis der Zubereitung von türkischem Kaffee
Natürlich braucht man für türkischen Kaffee nicht zwangsläufig ein Sandbett. Es klappt auch Zuhause auf dem Elektro- oder Gasherd ganz gut. Einige wichtige Dinge, die den perfekten türkischen Kaffee ausmachen, muss man aber dennoch beachten.
So muss zum Beispiel das Kaffeemehl hauchfein gemahlen sein. Tatsächlich ist das Kaffeepulver für türkischen Kaffee so fein gemahlen, dass viele elektronische Kaffeemühlen den Mahlgrad gar nicht erreichen. Am besten mahlt man den türkischen Kaffee also von Hand. Oder man kauft ihn direkt gemahlen. Oft ist türkischer Kaffee im Handel bereits als Portionspackung zu bekommen.
Andernfalls gelten etwa 7 Gramm Kaffeemehl pro Tasse bzw. pro Cezve als ideale Pulvermenge. Anders als bei bekannteren Zubereitungsformen wird das Kaffeepulver für türkischen Kaffee aber nicht mit kochendem Wasser übergossen und extrahiert. Stattdessen wird das hauchfeine Kaffeepulver vor dem Erhitzen in das Wasser hineingerührt.
Das hauchfeine Kaffeepulver wird vor dem Erhitzen in das Wasser hineingerührt.
Die Tasse mit der dicksten Schaumkrone gilt als die beste Tasse türkischen Kaffees.
Wer seinen türkischen Kaffee sade trinkt, rührt einfach das Pulver so lange ins Wasser, bis es absinkt. Wer ihn dagegen az şekerli (ein bisschen süß), orta şekerli (mittelsüß) oder tam şekerli kahve (sehr süß) trinkt, gibt noch Zucker dazu. Dann wird die Zucker-Kaffee-Mischung so lange ins Wasser eingerührt, bis der Kaffee sich nach unten absetzt und der Zucker sich aufgelöst hat.
Erst dann wird die Cezve, die langstielige Kaffeekanne vorsichtig und langsam erhitzt. Diese Art der Erwärmung ist notwendig, um die Aromen schonend aber vollständig aus dem Kaffeepulver herauszulösen. Der türkische Kaffee darf auch nie kochen. Dann verbrennt das feine Kaffeemehl am Boden der Cezve.
Kurz bevor der Kaffee zu kochen beginnt, muss er deshalb vom Feuer (respektive vom Herd oder aus dem Sandbett) genommen werden.
Türkischer Kaffee in der Cezve fertig zum Abgießen. Wenn das nicht Lust auf einen kräftigen Kaffee macht?
Und nun gibt es zwei Möglichkeiten, wie man weiter vorgehen kann:
1. Man gießt nun den entstandenen Schaum vorsichtig in eine bereit gestellte Tasse ab und wartet dann ein paar Sekunden, bevor man die Cezve noch ein Mal auf den Herd stellt und erhitzt. Bei Bedarf kann man das auch noch ein zweites Mal wiederholen. Das erhöht die Wahrscheinlichkeit, einen schön cremigen, dicken Schaum auf den türkischen Kaffee gezaubert zu kriegen.
2. Man lässt den türkischen Kaffee einfach so ein paar Sekunden abkühlen, ohne den Schaum »abzuschöpfen« und erhitzt ihn dann noch ein oder zwei weitere Male vorsichtig auf kleiner Flamme.
Serviert wird türkischer Kaffee in einer meist wundervoll verzierten Tasse. Dabei wird der Kaffeesatz mit in die Tasse geschüttet. Darum trinkt man die wiederum auch nie vollständig aus. Und wer dann will, kann sich nach dem Genuss eines türkischen Kaffees von einer bewanderten Kaffeesatzleserin die Zukunft vorhersagen lassen.
Das ABC des türkischen Kaffees
Türkischer Kaffee wird auch Mokka genannt. Mokka (al-Muchā) ist der Name der Hafenstadt im Jemen von der aus Kaffee die Reise in alle Welt antrat.
Türkischen Kaffee trinkt man beinahe überall in der arabischen Welt, ebenso in Griechenland und auf dem Balkan. Die Zubereitungsart ändert sich dabei nicht. Allerdings werden in arabischen Ländern gerne Gewürze wie Kardamom beigemischt. In Griechenland wird der türkische Kaffee schon auch mal mit einem Ouzo gestreckt.
Türkischer Kaffee wird heute als die ursprünglichste Art der Kaffeezubereitung angesehen, weshalb alle Methoden Kaffee ohne Filter zu kochen im Grunde genommen einen Mokka ergeben.
In Österreich ist Mokka kein türkischer Kaffee, sondern ein schwarzer Filterkaffee (ursprünglich in der Karlsbader Kanne).
Traditionell wird zum türkischen Kaffee ein Glas Wasser gereicht, das vor dem Kaffee getrunken wird.
Der Schaum spielt in der Tradition des türkischen Kaffees eine wichtige Rolle: Die Tasse mit der dicksten Schaumkrone gilt als die beste Tasse türkischen Kaffees.
Adieu, Halbwissen
Eines der größten Missverständnisse ist wohl der Name des türkischen Kaffees. Er klingt tatsächlich ein wenig so, als handle es sich bei türkischem Kaffee um eine eigenständige Kaffeesorte oder zumindest um einen Kaffee aus türkischem Anbau. Tatsächlich leitet sich der Name türkischer Kaffee aber von der Zubereitungsart und deren Herkunft ab. Meist wird für den türkischen Kaffee eine Arabicavarietät aus dem Jemen und umliegenden Kaffeeanbaugebieten verwendet.
Türkischer Kaffee ist also keine Kaffeesorte!
Adieu, Halbwissen
Eines der größten Missverständnisse ist wohl der Name des türkischen Kaffees. Er klingt tatsächlich ein wenig so, als handle es sich bei türkischem Kaffee um eine eigenständige Kaffeesorte oder zumindest um einen Kaffee aus türkischem Anbau. Tatsächlich leitet sich der Name türkischer Kaffee aber von der Zubereitungsart und deren Herkunft ab. Meist wird für den türkischen Kaffee eine Arabicavarietät aus dem Jemen und umliegenden Kaffeeanbaugebieten verwendet.
Türkischer Kaffee ist also keine Kaffeesorte!
Zu den Foto-Credits
Hallo Matthias,
danke für Deinen informativen und mit achönen Bildern versehenen Beitrag!
Nur: so wie ich das nun mittlerweile erfahren habe, unterscheiden sich auch die Zubereitungsarten von türkischem Kaffee und arabischem Kaffee. Beim ersten wird so verfahren, wie Du es erklärt hast, beim zweiten wird zuerst das Wasser langsam erhitzt, dann – wenn es kocht – der fein gemahlene Kaffee eingerührt und es so lang erhitzt und kurz abkühlen gelassen, bis es beinahe kocht. Der kleine Unterschied ist also der Zeitpunkt des Hinzufügens des Wassers 🙂
Zweiter Punkt: Ja, die türkische Zubereitungsart wird zwar als die ursprünglichste angesehen, da sie in Europa dann doch recht verbreitet ist, ursprünglicher ist aber doch wohl die äthiopische Zubereitung, oder?
Viele Grüße,
Michel
Vielen Dank für deinen Hinweis, Michel! Im Detail liegt dann wohl der Unterschied 🙂