Ob Kaffee, Kakao, Palmöl oder Soja – der zunehmende Bedarf an Rohstoffen dieser Art stellt eine Bedrohung dar. Für die Umwelt, das Klima, nicht zuletzt für die Menschen. Denn je höher die Nachfrage, desto mehr Platz für Anbaugebiete ist notwendig. Und die erschließt man sich dann durch Rodungen uralter Waldbestände. Das bedroht nicht nur die Heimat der einheimischen Tierwelten, sondern beeinflusst auch die CO2-Produktion. Oftmals geht mit dieser Art der Ackerlandgewinnung auch noch reine, monokulturelle Bewirtschaftung einher, was wiederum Insektenbestände und die biologische, sowie ökologische Vielfalt bedroht.

Aufforstung: Kaffee und Kakao. CafCaf.de – Kaffee & Blog, Kaffeeblog

Offene Kaffeeplantage im Eje Cafetero, Kolumbien. Fotografiert auf unserer Kolumbienreise.


 

Im Kaffeeanbau wird darum vermehrt auf die Wiederaufforstung der umliegenden Waldgebiete gesetzt. Das Pflanzen von Bäumen hat außerdem den Vorteil, dass die Kaffeekultivierung wieder etwas naturnaher und ursprünglicher vollzogen werden kann. Etwa, indem umliegend oder auch inmitten der Plantagen Bäume gepflanzt werden, die die Kaffeepflanzen als natürliche Schattenspender vor Sonneneinstrahlung, aber auch vor starken Regenfällen schützen. Doch unter Wissenschaftlern herrscht Uneinigkeit darüber, ob solche Aufforstungsprogramme den Kaffeeanbau oder gar das Klima retten können.

 

Was Aufforstung und Wiederaufforstung bringen soll

Mit der Aufforstung von Land bzw. mit der Wiederaufforstung von ehemaligen Waldgebieten ist das gezielte Pflanzen von Bäumen und Pflanzen gemeint, mit der man verschiedenen Umweltschäden entgegenwirken möchte. So will man etwa der Erosion von Böden vorbeugen, die andernfalls den Gezeiten schutzlos ausgeliefert sind. Eine solche Vermeidung von Bodenerosion soll außerdem die Fruchtbarkeit nahe liegender Felder und Äcker erhalten. Dies ist eines der wichtigsten Ziele, die (Wieder-) Aufforstungsprogramme im Kaffeeanbau verfolgen. Damit soll die Zukunft der Bauern, aber auch unseres täglichen Morgenkaffees gesichert werden.

Weitere Ziele von Aufforstungsprogrammen sind:

– Der Schutz des Grundwassers (Wasserspiegel, Wasserqualität, usw.),
– Erhalt oder Wiederherstellung lokaler Biodiversität (Flora und Fauna),
– möglicher Desertifikation, der – wörtlichen – Verwüstung gerodeter Gebiete entgegenzuwirken,
– Überschwemmungen und Lawinen vorzubeugen,
– und natürlich den weltweiten Treibhauseffekt abzufedern.

Diese Ziele sind für Kaffeefarmer mindestens ebenso wichtig, wie der reine Schutz vor Erosion, die ihr Ackerland bedroht. So kann etwa nur eine diverse Pflanzen- und Tierwelt in der unmittelbaren Umgebung für die richtige Bodensubstanz sorgen, die es zum Kaffeeanbau und zur natürlichen Bestäubung braucht.

Aufforstung: Kaffee und Kakao. CafCaf.de – Kaffee & Blog, Kaffeeblog

Sonnengeschützter Kaffeeanbau, fotografiert in der kolumbianischen Sierra Nevada. Lediglich die sanften Sonnenstrahlen am frühen Abend treffen direkt auf die Kaffeepflanzen.


 

Kritik an Aufforstungsprogrammen

Eine Studie von 2011 warnte davor, dass Aufforstung und Wiederaufforstung längst nicht den Effekt hätten, der ihnen gerne zugeschrieben wird. Dazu haben die Wissenschaftler mehrere Szenarien durchgespielt. Bei Szenario 1 gingen sie davon aus, dass alle landwirtschaftlich genutzten Flächen weltweit aufgeforstet oder wiederaufgeforstete würden. In Szenario 2 legten sie eine (Wieder-) Aufforstung der Hälfte aller weltweit genutzten Ackergebiete zugrunde. Ihr Ergebnis? Selbst eine 100-prozentige Waldwiederherstellung würde die Erderwärmung um höchstens 0,45 Grad verringern. Die (Neu-) Bewaldung von 50 Prozent aller landwirtschaftlich genutzten Flächen hätte eine Wärmereduktion von gerade einmal 0,25 Grad zur Folge. Ihre Kritikpunkte im Einzelnen:

– Wälder machen die Erdoberfläche »rauer« und bremsen Winde, die den Planeten kühlen.
– Bäume haben ein schlechtes Reflexionsvermögen, sodass sie potentiell Wärme speichern, statt sie in den Weltraum zurück zu reflektieren.
– Die Vereinten Nationen würden diese Faktoren in ihren Klimaanalysen nicht berücksichtigen.

 

Trotz der denkbar schlechten Ergebnisse für Maßnahmen zur Aufforstung und Neubewaldung ehemaligen Ackerlandes, fanden die Wissenschaftler aber auch heraus:

– In tropischen Gebieten sind Wieder- und Erstaufforstungen »drei Mal effektiver als in den gemäßigten und hohen Breiten«. Das wird damit erklärt, dass Pflanzen und Bäume in diesen warmen Erdteilen schneller wachsen. Sie können darum schneller und mehr CO2 binden, als Waldgebiete in nördlichen Breitengraden.
– Gegen die Erderwärmung helfen Aufforstungsprogramme laut dieser Studie also nicht wirklich. Dennoch haben sie eine Vielzahl von Benefits, die mittelbar auch dem Klima zugute kommen – etwa der bereits genannte Erosionsschutz von Böden, die Biodiversität und damit der Artenschutz, die Reduzierung der Versauerung der Weltmeere durch die Aufnahme von Kohlendioxid, die Produktion nachwachsender Rohstoffe (Holz).

 

Aufforstung: Kaffee und Kakao. CafCaf.de – Kaffee & Blog, Kaffeeblog

Mit Luz María und Eriberto.


 

Darum sind Aufforstungsprogramme im Kaffeeanbau eine gute Sache

Halten wir fest: Neue oder wiederhergestellte Waldgebiete können der Erderwärmung nur wenig bis gar nicht entgegenwirken. Sie haben aber auf die Qualität der sie umgebenden Böden ebenso einen positiven Einfluss, wie auf die Artenvielfalt. Doch nicht nur die Natur, auch die Farmer profitieren von solchen Aufforstungsprogrammen im Kaffeeanbau.

Besserer und mehr Kaffee

Fairtrade-Kooperativen und Aufforstungsprogramme durch Organisationen wie der Rainforest Alliance pflanzen gezielt Waldbestände und Bäume auf brach liegenden, nicht mehr nutzbaren Ackerflächen. Bei einzelnen Maßnahmen werden da schon mal 150.000 Bäume in einem Jahr gepflanzt. Für die Kaffeefarmer bedeutet das: bessere Böden, besseren Pflanzenschutz und damit gesündere Kaffeepflanzen und Ernten. Ergiebigere Ernten und weniger Ausfälle erhöhen den Umsatz.

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Das perfekte Licht: Kaffeeanbau unter Bäumen. Fotografiert in der kolumbianischen Sierra Nevada.


Schutz vor Ernteausfällen

Wälder spenden Schatten für die Kaffeepflanzen und -setzlinge. Und Bäume sind widerstandsfähig. Selbst auf steinigem Gelände oder an Hängen wachsen sie problemlos. Haben sie erst einmal Wurzeln geschlagen, sind sie widerstandsfähiger gegen Dürreperioden oder Überschwemmungen und Überflutung, als andere Grünpflanzen. Ausgewachsene und fest verwurzelte Bäume überleben solche Naturphänomene mit hoher Wahrscheinlichkeit und können damit wetterbedingte Totalausfälle von Ernten verhindern.

 

Aufforstungsprogramme im Kaffeeanbau sichern die Zukunft

Es lässt sich also zusammenfassend sagen, dass Aufforstungsprogramme die Zukunft der Kaffeebauern sichern können. Gleichzeitig können sie einen Beitrag zur Verbesserung der Qualität des Kaffees leisten: Kaffee, der im Schatten angepflanz wird, wächst deutlich langsamer und entwickelt so sanftere Aromen.

Durch Aufforstungsprogramme entstehen langfristig weitere Spezialitätenkaffees, wie etwa CO2-neutraler Kaffee, der bereits heute erhältlich ist. Es lohnt sich also, Kaffeeerzeuger zu unterstützen, die über Kooperativen wie Fairtrade und Rainforest Alliance zertifiziert sind – geschmacklich, ebenso wie umwelttechnisch.

Aufforstung: Kaffee und Kakao. CafCaf.de – Kaffee & Blog, Kaffeeblog

Geschützt: Kaffeeanbau unter Bäumen. Fotografiert in der kolumbianischen Sierra Nevada.


Adieu, Halbwissen

Ähnliche Aufforstungsprogramme wie für den Kaffeeanbau gibt es mittlerweile auch für den Kakaoanbau. Organisationen wie Fairventures unterstützen Kakaobauern in Indonesien und die Schokoladenmanufaktur Zotter arbeitet mit Bio-Kakaobauern in Brasilien zusammen. Auch bei Kakao lohnt sich also der Griff zu zertifizierten Qualitätsprodukten.

Und eigene (Wieder-) Aufforstungsprogramme sind nicht das einzige, was Kakao und Kaffee gemeinsam haben. Mehr über diese ungleichen Zwillinge erfährst du unter anderem hier im Artikel.

Adieu, Halbwissen

 

Ähnliche Aufforstungsprogramme wie für den Kaffeeanbau gibt es mittlerweile auch für den Kakaoanbau. Organisationen wie Fairventures unterstützen Kakaobauern in Indonesien und die Schokoladenmanufaktur Zotter arbeitet mit Bio-Kakaobauern in Brasilien zusammen. Auch bei Kakao lohnt sich also der Griff zu zertifizierten Qualitätsprodukten.

Und eigene (Wieder-) Aufforstungsprogramme sind nicht das einzige, was Kakao und Kaffee gemeinsam haben. Mehr über diese ungleichen Zwillinge erfährst du unter anderem hier im Artikel.

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