Was macht man mit Kaffeepulver? Kaffee. Soweit klar. Aber längst hat sich Kaffeepulver auch in anderen Bereichen durchgesetzt, wo man es vielleicht nicht vermutet. Hobbygärtner schwören auf benutztes Kaffeepulver in der Blumenerde. Andere züchten Pilze auf Kaffeesatz.
Also, essbare Pilze. Keine Schimmelpilze, wie man zunächst vermuten könnte.
Und auch die Kosmetikindustrie hat Koffein und Kaffee längst für sich entdeckt. Selbstgemachte Peelings aus Kaffeesatz sind dabei nur eine Anwendungsmöglichkeit. Dass die raue Oberfläche des Kaffeemehls die Haut abschubbert, ist unbestritten. Dass das beigemengte Olivenöl die Haut beruhigt und geschmeidig macht, ebenso. Fernab von DIY und Selbstversorgertum aber wird Koffein längst auch von den großen Marken als Wunderwaffe gegen Erschlaffen, Altern oder Haarausfall angepriesen. Aber was, wenn das alles doch nur ein Riesen-Marketing-Gag ist, dem man auf den Leim gegangen ist? Es ist ein offenes Geheimnis, dass Werbeversprechen nicht immer halten, was sie versprechen. Warum sollte das also ausgerechnet bei »aktivierenden Koffeinduschgels« und »Haarwurzel stärkendem Shampoo« anders sein? Kann Koffein in der Kosmetik wirklich was oder ist das doch nur Humbug?
Wie Koffein im Körper wirkt
Regelmäßig gibt es wahre Fluten von Studien, die die gesunde Wirkung von Kaffee im Allgemeinen und Koffein im Speziellen bestätigen. Mindestens genauso viele behaupten das Gegenteil. Es scheint ein wahres Wettrennen darum entbrannt zu sein, ob Koffein nun Krebs vorbeugen kann oder ob es für Herz-Kreislauf-Probleme (mit-) verantwortlich ist.
Albert Darboven widerum bringt es auf seine Art auf den Punkt:
»Kaffee ist nur schädlich, wenn Ihnen ein ganzer Sack aus dem fünften Stock auf den Kopf fällt.« – Albert Darboven
Wir behaupten mal: Die Wahrheit liegt irgendwo zwischen den Studien und dem Kaffeesack. Klar ist, dass man sich mit Koffein sehr wohl überdosieren kann. Jeder der unter Stress schon mal einen zu starken Kaffee getrunken hat, weiß wie es ist, wenn das Herz beginnt zu rasen und die Hände zittern. Wenn man eine gesundheitliche Prädisposition hat wie etwa Bluthochdruck, kann sich Koffein negativ auswirken. Hier hilft der Griff zum koffeinfreien Kaffee; bei einem gesunden Durchschnittskaffeetrinker ist Koffein aber nicht gesundheitsgefährdend.
Eine Tasse Kaffee braucht zwischen 10 und 40 Minuten, um sich im Körper zu verteilen und kann zwischen vier und sechs Stunden wirken. Bei Schwangeren mitunter sogar bis zu 20 Stunden. Wobei wir die chemischen Verbindungen schneller abbauen, je mehr Kaffee wir gewohnt sind zu trinken. Das heißt, über die Jahre entwickeln wir eine sogenannte Toleranz gegenüber der Wirkung (siehe auch »Kaffee und Müdigkeit«).
In durchschnittlichen Dosen erweitert Koffein die Blutgefäße und steigert die Herzfrequenz. Dadurch kann unser System das Blut schneller und ungehinderter durch den Körper transportieren. So wirkt Kaffee leistungssteigernd und konzentrationsfördernd. Außerdem verhindert die biochemische Struktur von Koffein, dass müde machende Verbindungen an bestimmten Rezeptoren im Gehirn andocken können, in der Folge bleiben wir länger wach.
Das ist das, was im Körper passiert, wenn wir Koffein oral in Form von Cola, Mate, Tee oder eben Kaffee aufnehmen. Und was passiert bei der äußeren Anwendung von Koffein? In Kosmetikprodukten wie Shampoo, Duschgel und Cremes werden uns wahre Wunder versprochen. Also ist zunächst einmal wichtig zu verstehen, wie oder ob Koffein bei der Aufnahme über die Haut wirkt.
Wie Koffein in der Kosmetik wirkt
Wenn man der Werbung glauben mag, ist Koffein ein absolutes Nonplusultra-Megawundermittel. Angeblich sollen die im Kaffee enthaltenen Antioxidantien Falten vorbeugen und mindern, die Haut entschlacken und verjüngen, Cellulite-Dellen verschwinden lassen, vor Haarausfall schützen. Ein wahrer Jungbrunnen, den wir da jeden Tag in uns hineinkippen, wie es scheint. Aber gemessen an all den Herren, denen überall Haare sprießen, außer dort, wo sie hingehören (Kopf), und den vielen Damen, deren Beine von Orangenhaut geplagt bis entstellt werden, kann da irgendetwas nicht stimmen. Entweder die Werbung übertreibt maßlos – oder aber es haben einfach nur noch nicht alle Männer und Frauen von dieser sensationellen Geheimwaffe namens Koffein gehört.
Wenn es daran liegen sollte, dass wir alle immer noch nicht die perfekten Abbilder unserer selbst sind – mit reiner Haut und wallendem Haar –, dann freuen wir uns, mit diesem Artikel einen Beitrag leisten zu können zu einer schöneren Welt.
»Ein wahrer Jungbrunnen, den wir da jeden Tag in uns hineinkippen, wie es scheint.«
Belegte Wirkmechanismen von Koffein
Genug der Späße. Es gibt tatsächlich wissenschaftlich belegte Effekte in der äußeren Anwendung, die der Wirkung von Koffein zugeschrieben werden. So zum Beispiel, dass Koffein das Gewebe entwässert und entschlackt. Oder, dass Koffein ein Enzym im Körper aktiviert, das Fette in seine Bestandteile Fettsäuren und Glycerin spaltet. Das Enzym trägt den klangvollen Namen Triacylglycerollipase. Man kann es mittlerweile auch als Pillen kaufen und findet es in Diätpulvern. Na, dann doch lieber Kaffeesatz. Außerdem soll Koffein die Zellregeneration ankurbeln. Die Antioxidantien gut gegen Faltenbildung und Hautalterung sein und die Poren verfeinern.
Alles in allem sind das Wirkmechanismen, die sich geradezu zur Vermarktung aufdrängen. Das in der industriellen Kosmetik verwendete Koffein wird natürlich im Labor hergestellt. Das tut der Wirksamkeit keinen Abbruch, aber es ist im Grunde genommen Geldverschwendung. Besonders für Haushalte, in denen ohnehin regelmäßig Kaffee getrunken wird.
Selbstgemischte Koffeinkosmetik birgt dabei noch den Vorteil, dass ihr genau wisst, was drin ist. Keine Konservierungsstoffe, Parabene und wie das alles heißt, was Cremes geschmeidig und Shampoos länger haltbar machen. Wer Kaffee aus Filtermaschinen, Espressokochern oder dem Handfilter trinkt, hat es denkbar einfach. Ihr braucht bloß den Kaffeesatz zu sammeln, statt ihn zu entsorgen und schon habt die Ausgangsbasis für ein selbstgemachtes Pflegeprodukt. Sozusagen beim Kaffeekauf gratis dazu bekommen!
»Und so gerne wir euch nun sagen würden, dass Koffein die Cellulite verschwinden lässt.. müssen wir euch leider doch enttäuschen.«
Koffein – das Cellulite-Ex
Ein Thema, das vor allem die Damenwelt beschäftigt: Cellulite. Eine Bindegewebsschwäche, die bei genetischer Veranlagung durch wenig Sport und schlechte Ernährung zusätzlich verstärkt wird. Auch das Östrogen hat seine Finger im Spiel, denn es hat Auswirkungen auf die Kollagenbänder, die sich durch das Fettgewebe ziehen. Je nach Hormonspiegel sind die Stränge angeschwollener und damit sichtbarer oder eben nicht.
Nun ist es so, dass Cellulite in der Fettschicht des Körpers ausgebildet wird. Eine äußere Behandlung mit Cremes ist eher wirkungslos. Einfach, weil die Wirkstoffe gar nicht so tief ins Hautgewebe eindringen können. Das teure Geld für Spezialcremes können sich die Damen also eigentlich schenken. Denn, was etwas Milderung verschafft, ist schlichtweg der Massageeffekt beim regelmäßigen Eincremen – nicht aber die sündhaft teure Cellulite-Creme.
Und so gerne wir euch nun sagen würden, dass Koffein die Cellulite verschwinden lässt.. müssen wir euch leider doch enttäuschen. Was stimmt ist, dass Koffein die Durchblutung fördert, die Haut entwässert und das fettspaltende Enzym Triacylglycerollipase aktiviert. Und, dass ein regelmäßiges Peeling mit Kaffeesatz den oben erwähnten Massageeffekt verstärkt. Aber, wie auch Forscher der Ludwig-Maximilians-Universität bestätigen, damit können höchstens leichte Verbesserungen im Hautbild erreicht werden.
Und auch das nur, wenn das Koffein bis in die unteren Hautschichten transportiert werden kann.
Koffein für das Haupthaar
Was den Damen die Cellulite, ist den Herren der Haarausfall. Er wird als Zeichen der Alterung, abnehmender Potenz und zunehmender Schwäche wahrgenommen. Klar, dass man mit Wundermitteln, die Haarausfall vorbeugen oder stoppen sollen, den Mann bei seiner Ehre packt. Die wenigsten wissen, dass hinter Haarausfall oft ein Anstieg des Testosteronspiegels steckt. Dem Männlichkeitshormon schlechthin!
Koffein für die Haare muss nicht oral aufgenommen werden. Einfach Haare waschen und gut ist. Die Idee klingt so einfach und verführerisch wie die Koffeintherapie gegen Cellulite. Und was ist dran? Etwa genauso viel. Es hilft bedingt und nur unter bestimmten Voraussetzungen:
– Ist der Haarausfall hormonbedingt, hilft Koffein nur wenig bis gar nicht. Denn Koffein kann den Testosteronspiegel nicht senken.
– Hat der Haarausfall andere Ursachen kann Koffein tatsächlich die Haarwurzeln und Follikel stimulieren und den Haarwuchs ankurbeln.
»Koffein für die Haare muss nicht oral aufgenommen werden. Einfach Haare waschen und gut ist.«
Aber..
..und kommen wir wieder zurück zum Kaffee..
Diese Ergebnisse, zuletzt bestätigt von der Uni in Schleswig-Holstein, beziehen sich auf Versuche unter Laborbedingungen. Dort wurden Kopfhautproben tagelang in Koffeinlösungen eingelegt. Nach etwa fünf Tagen konnten die ersten entsprechenden Veränderungen beobachtet werden.
Man(n) könnte nun also eine 5-Tage-Koffeinshampoo-Kur in einem Versuchslabor machen, oder den Kopf 5 tagelang in einen riesen Filterkaffee tunken, in der Hoffnung, das versprochene oder gewünschte Ergebnis möge sich einstellen. Komisch, wo doch die Kosmetikhersteller auf eigene Studien verweisen, wonach der Effekt bereits nach 2 Minuten Einwirkzeit auftreten soll. Aber »2 Minuten« vermarkten sich einfach besser als »5 Tage«.
Belegt ist, dass Koffein auf die Haarwurzeln wirkt. Und auch, dass es dies zum Vorteil der Kopfhaarverlust geplagten Männerwelt tut. Was aber nicht belegt ist, wie effektiv Koffein tatsächlich vor Haarausfall schützt. Man sollte einfach den Placeboeffekt nicht unterschätzen.
Koffein im Kampf gegen Augenringe
Wenn ihr Kaffeepads benutzt, dann herzlichen Glückwunsch. Ihr könnt aufgedunsenen Augen und Ringen darunter auf Lebewohl sagen. Schon zu Großmutters Zeiten sagte man geschwollenen Augen mit Teebeuteln den Kampf an. Schwarztee wurde bevorzugt. Zum einen, weil die Teesorte recht verbreitet war. Zum anderen weil der Koffein- bzw. Teeingehalt im Schwarztee höher ist, als in anderen Sorten. Wenn Oma sich also mit einem benutzten Schwarzteebeutel die Spuren einer kurzen Nacht aus dem Gesicht zauberte, wieso sollte das nicht auch mit Kaffeepads klappen?
Der Koffeingehalt ist höher als im Schwarztee und die Wirkung die gleiche. Das Koffein unterstützt den morgendlich müden Körper, das Wasser aus der Schwellung zu schwemmen. Die Gerbstoffe (die sowohl im Kaffee, als auch im Schwarztee vorkommen) haben gleichzeitig eine straffende Wirkung. So wirkt die Augenpartie nach ein paar Minuten Kaffeepad-Therapie frischer und glatter. Einfach nach dem Kaffeetrinken die benutzten – und nicht mehr kochend heißen – Pads auf die Augen pappen und nach ein paar Minuten aussehen wie neugeboren. Ein Traum für jeden Partygänger.
Und auch die Kosmetikindustrie hat Omas Konzept aufgegriffen und vermarktet Augencremes mit »Koffeinkomplex«. Wenn ihr euch das Geld sparen möchtet, habt ihr mit Kaffeepads einen unschlagbaren 2-in-1-Deal gemacht.
Mit Koffein zur Traumfigur
Wir wollen das hier der Vollständigkeit halber erwähnen. Denn immer wieder taucht das Gerücht auf, Koffein könne beim Abnehmen helfen. Der letzte Schrei sind aktuell grüne Kaffeebohnen. Dazu beziehen sich die Macher von Diätpillen und Abnehmpulvern auf zwei dem Koffein nachgewiesene Wirkmechanismen.
Diese Ergebnisse, zuletzt bestätigt von der Uni in Schleswig-Holstein, beziehen sich auf Versuche unter Laborbedingungen. Dort wurden Kopfhautproben tagelang in Koffeinlösungen eingelegt. Nach etwa fünf Tagen konnten die ersten entsprechenden Veränderungen beobachtet werden.
Man(n) könnte nun also eine 5-Tage-Koffeinshampoo-Kur in einem Versuchslabor machen, oder den Kopf 5 tagelang in einen riesen Filterkaffee tunken, in der Hoffnung, das versprochene oder gewünschte Ergebnis möge sich einstellen. Komisch, wo doch die Kosmetikhersteller auf eigene Studien verweisen, wonach der Effekt bereits nach 2 Minuten Einwirkzeit auftreten soll. Aber »2 Minuten« vermarkten sich einfach besser als »5 Tage«.
Belegt ist, dass Koffein auf die Haarwurzeln wirkt. Und auch, dass es dies zum Vorteil der Kopfhaarverlust geplagten Männerwelt tut. Was aber nicht belegt ist, wie effektiv Koffein tatsächlich vor Haarausfall schützt. Man sollte einfach den Placeboeffekt nicht unterschätzen.
1. Die Sache mit dem Fett spaltenden Enzym, das Koffein aktiviert. Tut es. Aber nicht in dem Maße, dass unser Körper überschüssige Fettreserven einfach so ausscheidet. Wenn dem so wäre, wären alle Kaffeetrinker rank und schlank bis gefährlich untergewichtig.
2. Weil Koffein den Stoffwechsel in Schwung bringt, verbraucht unser Körper mehr Energie. Und mehr Energiebedarf bedeutet, dass Kalorien verbraucht werden. So weit, so richtig. Aber, um so viel Koffein zu uns zu nehmen, dass wir allein damit die Kilos zum Schmelzen bringen, müssten wir uns der tatsächlich gesundheitsgefährdenden, wenn nicht gar lebensgefährlichen Dosis von etwa 100 Tassen näheren. Und das über einen längeren Zeitraum.
Darum lasst euch nicht von solchen Versprechen ins Boxhorn jagen. Die Wirksamkeit von Koffein auf einen Fettabbau, wie er zur effizienten Gewichtsreduktion notwendig wäre, ist wissenschaftlich nicht haltbar!
Kann Koffein in der Kosmetik also was?
Alles in allem ist Koffein im und auf dem Körper eine gewisse Wirksamkeit nicht abzusprechen. Doch Werbeversprechen sind trotzdem mit Vorsicht zu genießen; oft kommt es auf die Zusammensetzung an. Je nachdem wie das Koffein mit den anderen Inhaltsstoffen reagiert, kann es in der industriellen Kosmetik mal mehr, mal weniger Effekt haben.
Schaden – tut es aber auch nicht.
Zu den Foto-Credits
Kann Koffein in der Kosmetik also was?
Alles in allem ist Koffein im und auf dem Körper eine gewisse Wirksamkeit nicht abzusprechen. Doch Werbeversprechen sind trotzdem mit Vorsicht zu genießen; oft kommt es auf die Zusammensetzung an. Je nachdem wie das Koffein mit den anderen Inhaltsstoffen reagiert, kann es in der industriellen Kosmetik mal mehr, mal weniger Effekt haben.
Schaden – tut es aber auch nicht.
Zu den Foto-Credits