Woran erkennt man guten Kaffee, wenn nicht an einem Label, der ihn als solchen ausweist. Oder daran, dass er eine möglichst authentische Herkunft hat. Café de Colombia, also Kaffee aus Kolumbien, ist dafür ein Paradebeispiel. Wer diesen Kaffee kauft, tut dies, weil er sich vom Etikett der Herkunft verspricht, dass es sich um qualitativen und besonderen Kaffee handelt. Um kolumbianischen Kaffee besser zu verstehen, lohnt es, sich einmal die »Federación Nacional de Cafeteros de Colombia« anzusehen. Das ist der Nationalverband der kolumbianischen Kaffeebauern.

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Ein Überblick über den Fedecafé

Entgegen der allgemeinen Annahme, gab es in Kolumbien bis zum frühen 18. Jahrhundert keine Kaffeepflanzen. Es waren wohl die baskischen Jesuiten, die als Missionare die ersten Arabica-Samen nach Lateinamerika brachten. Erste nachgewiesene Versuche, Kaffee in Kolumbien zu kultivieren, werden jedenfalls auf diese Zeit datiert. Und dann dauerte es nochmal über ein Jahrhundert, bis Kaffee in Kolumbien zu einer festen Säule der Wirtschaft wurde.

1879 wurde im kolumbianischen Kongress das sogenannte Kaffeegesetz verabschiedet. Darin wurde festgelegt, dass und wie die Regierung den Anbau von Kaffee in dafür geeigneten Gebieten fördert. Die zunehmende Schlüsselrolle, die der Kaffeeanbau für Kolumbiens Wirtschaft einnahm, führte zur Gründung von Zusammenschlüssen und Nationalkomitees, die die Kaffeebauern repräsentieren sollten.

So wurde 1927 der Nationalverband der kolumbianischen Kaffeebauern aus der Taufe gehoben. Wenige Monate später trat das Gesetz 76 in Kraft. Darin wurde dem Verband das Recht zugesprochen, alle Erträge und Einkommen aus dem Kaffeeanbau selbstständig zu verwalten. Das umfasste auch die Kaffeesteuern. Dieses Gesetz schuf ein stabiles Fundament für den weiteren Ausbau, die Entwicklung und Tätigkeit der Federación Nacional de Cafeteros de Colombia.

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Federación Nacional de Cafeteros de Colombia.


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Federación Nacional de Cafeteros de Colombia.


Entstanden sind so eine eigene Exportflotte, eine Bank und eine Versicherungsagentur – und eine der erfolgreichsten Kaffeenationen der Welt. Zumindest bis im 21. Jahrhundert Vietnam und Brasilien deutlich aufholen konnten. Um im Wettbewerb mithalten zu können, setzte sich der Nationalverband der kolumbianischen Kaffeebauern für Investitionen in moderne Technologien, bessere Infrastruktur, Ausbildung und Kaffee ein. Etwa im verbandseigenen Forschungszentrum.

 

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Mit im Gepäck: Die neuesten Kaffeenachrichten.


Das kolumbianische Kaffeeforschungszentrum »Cenicafé«

Im Cenicafé wird nach Kaffee geforscht, der an die Globalisierung und alles, was sie mit sich bringt, besser angepasst ist, als bisherige, kolumbianische Kaffeesorten. Dabei macht man im Forschungszentrum des Verbandslaboratoriums keinen Hehl daraus, dass der Antrieb vor allem einen kommerziellen Nutzen hat. Kolumbien will mithalten können im internationalen Kaffeewettbewerb. Und tatsächlich gilt das Forschungszentrum nahe der Stadt Manizales als eine der weltweit bestangesehensten Kaffeeforschungsstationen.

Seit 1938 sucht man hier nach immer besseren Anbaumöglichkeiten, Zuchttechnologien und effizienteren Mitteln und Wegen, um das ökonomische und soziale Leben der Kaffeebauern zu verbessern. Die in der Federación Nacional de Cafeteros de Colombia zusammengeschlossenen Kaffeefarmer finanzieren das Labor. Und natürlich profitieren sie alle von der Arbeit des Zentrums. Das Ziel der Forscher? Robustere Kaffeesorten, ertragreichere Pflanzen, optimale Anbaubedingungen. Und das ist gar nicht so einfach.

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Eriberto erklärt den Befall der Kaffeepflanze.


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Tests an grünem Kaffee.


Denn um einen besser angepassten Kaffee zu entwickeln, müssen die Forscher der Klimaveränderung, der Branchenentwicklung und der Biologie immer einen Schritt voraus sein. Schließlich sollen ertragreichere und resistentere Kaffeesorten entstehen. Und ertragreich heißt nicht nur, dass die Pflanze eventuell mehr Kirschen trägt oder schneller und gleichmäßiger reift und damit öfter geerntet werden kann. Das heißt auch, Kaffee dort anbauen zu können, wo vielleicht nicht 100% ideale Anbaubedingungen herrschen. Das bedeutet auch, gesündere Pflanzen zu züchten, die gegen Klimaeinflüsse, Giftstoffe und Schädlinge abgehärtet sind. Und ganz gut schmecken soll er natürlich auch, der Café de Colombia.

 

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Carlos Alberto beschreibt den Broca-Befall.


 

Kaffee aus dem Forschungszentrum Cenicafé

Das Forschungszentrum beherbergt neben den Forschungsstationen für den Kaffee selbst auch eine Testabteilung. Hier werden verschiedene Sorten getestet. Das Ziel: Eine gleichbleibende Qualität der Bohnen aus allen Anbaugebieten zu erreichen, auch aus denen, in denen Kaffe nur unter erschwerten Bedingungen wächst. Dabei wird nur der Fermentierungsprozess variiert. So sollen aus der gleichen Pflanzensorte Kaffees mit verschiedenen Aromen und Ausgewogenheit entstehen. Wenn die Forschungen erfolgreich sind, wird kolumbianischer Kaffee in Zukunft also variantenreich sein, obwohl es sich um die gleiche Sorte, Pflanze, Ernte handelt. Einzig die Verarbeitung soll den Geschmack bestimmen.

Langfristig ist das Ziel, kolumbianischen Kaffee im Bereich der Spezialitätenkaffees anzusiedeln. Doch bis dahin liegt der Fokus darauf, was sich für die – meist kleinen – Kaffeefarmer in Kolumbien als am rentabelsten erweist. Und das ist die Konzentration auf eine möglichst robuste und unanfällige Kaffeesorte, die nur durch natürliche Fermentierung unterschiedliche Aromanuancen erhält. Dadurch soll der Ertrag gesteigert, Ausschuss reduziert, die Qualität stabilisiert, der Herstellungsprozess vereinheitlicht und vereinfacht werden. Das würde die Marge beim Kaffeeverkauf für die Kaffeebauern erhöhen.

Jüngst hat Cenicafé die neue Kaffeepflanze »Cenicafé uno« herausgebracht. Unser amigo El Maestro in Kolumbien hat diese bereits gepflanzt und wartet auf die eigenen Ergebnisse. Auch wir sind sehr gespannt.

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Kaffeepflanze in Kolumbien.


 

Was ist denn nun das Label »Café de Colombia?« wert?

Eines ist zumindest sicher. Wo Café de Colombia drauf steht, ist auch Kaffee aus Kolumbien drin. Was allerdings auch stimmt, ist dass, bis die Forschungsarbeit Früchte trägt und die einheitliche Kaffeebohne Realität wird, die Federación Nacional de Cafeteros de Colombia Kaffees von vielen Farmen sammelt, mischt und als Café de Colombia branded.

Natürlich wird seitens des Verbands darauf geachtet, dass auch bei den kolumbianischen Blends die Qualität stimmt. Andernfalls würden sie sich ins eigene Fleisch schneiden. Denn schmeckt der Kaffee nicht, leidet die Reputation und in Folge dessen die kolumbianische Kaffeeindustrie. Ein Label Café de Colombia wäre nichts mehr wert.

Andererseits ist die Vermischung unterschiedlicher Kaffees von verschiedenen Farmen und Fincas natürlich Teil der Forschungsarbeit. Denn durch Blends lassen sich die besten Eigenschaften unterschiedlicher Bohnen mit variierendem Qualitätsgrad zu einem wohlschmeckenden Kaffee vereinen. Auch über Kaffeemischungen gewinnt das Forschungszentrum der Federación Nacional de Cafeteros de Colombia also Erkenntnisse.

 

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Kaffeesäcke fertig für den Export.


 

Wenn ihr bisher kolumbianischen Kaffee in der Annahme gekauft habt, dass ihr damit ein Qualitätsprodukt erwerbt, sprich, es sich automatisch um einen Spezialitätenkaffee handelt, müssen wir Euch aber leider enttäuschen.

Spezialitätenkaffee ist ein unter möglichst natürlichen Bedingungen entstandener Kaffee, der von sich aus bereits eine große Aromenvielfalt besitzt. Außerdem sind Spezialitätenkaffees hochqualitative Sorten, bei denen – auch bei Blends – keine minderwertigen Bohnen zum Einsatz kommen. Nicht selten sind sie handverlesen, natürlich fermentiert und auf ein ausgewogenes Geschmacksergebnis hin getestet worden, bevor sie in den Verkauf gehen.

»Kolumbien bietet zwar optimale Bedingungen für Kaffee allerhöchster Qualität, allerdings muss jeder Verarbeitungsprozess hin zu einem Spezialitätenkaffee sorgfältig und mit großer Hingabe erfüllt werden.«

Bei kolumbianischem Kaffee der Federación wird das etwas anders gehandhabt. Hier werden oft wahllos Kaffeebohnen unterschiedlicher Qualität und Herkunftsregionen zusammengeworfen. Zwar immer kolumbianische Kaffees, aber aus verschiedenen Ernten, Reifegraden, Fermentiermethoden und -zeiten, sowie auf unterschiedlichen Geschmackniveaus. Das Ergebnis ist nicht selten ein eher mittelmäßiges. Kolumbien bietet zwar optimale Bedingungen für Kaffee allerhöchster Qualität, allerdings muss jeder Verarbeitungsprozess hin zu einem Spezialitätenkaffee sorgfältig und mit großer Hingabe erfüllt werden.

Adieu, Halbwissen

Das Etikett »kolumbianischer Kaffee« klingt auf den ersten Blick toll. Es kann aber durchaus über die eigentliche Qualität des Kaffees hinwegtäuschen, wenn man sich ausschließlich darauf verlässt. Im Grunde besagt das Label lediglich, dass es sich um Kaffee aus Kolumbien handelt. Es ist aber kein verlässlicher Hinweis darauf, dass es sich um hochwertigen Kaffee handelt.

Wer kolumbianischen Kaffee des guten Gewissens wegen kauft – denn immerhin sind die Kleinbauern dort zu einem so einflussreichen Verband zusammengeschlossenen, dass sie eines der angesehensten Kaffeeforschungszentren der Welt unterhalten – wird ebenfalls enttäuscht sein: Die Federación Nacional de Cafeteros de Colombia verkauft sich zwar als Anwalt der kleinen Kaffeebauern; immerhin fließen die Einnahmen der Kaffeeverkäufe an diese zurück. Im Vergleich zu anderen Organisationen aber macht es der Verband den Bauern nicht einfach: Sie speisen kleine Bauern mit tagesaktuellen, schlechten Tarifen für ihre Kaffeeproduktion ab, sodass diese nie genau wissen, wie viel sie für ihre Bohnen kriegen. Das Ergebnis schlechter Bezahlung ist aber eben auch schlechtere Qualität. 

Denn ohne faire Bezahlung können die Bauern weder expandieren noch in effizientere Anbaumethoden investieren. Ganz zu schweigen davon, dass sie ihrem Kaffees die Zeit geben können, zu Spitzenkaffees heranzureifen und nur die reifsten Bohnen zu ernten, sie gemächlich zu fermentieren und damit ein besseres Ergebnis zu erzielen. Auch in der kolumbianischen Kaffeewelt ist Zeit immer noch Geld. Nur wer schnell viel anbaut und verkauft, kann als Kaffeebauer von seiner Arbeit leben. Und der Nationalverband der kolumbianischen Kaffeebauern nutzt das für sich. Immerhin: Die Federación garantiert in fast jedem Dorf der Kaffeeanbauregion die Abnahme des Kaffees der Bauern; wer mit Pergaminocafé oder grünem Kaffee ankommt, geht mit Bargeld wieder nach Hause.

Es gibt aber eine Alternative für die Kaffeebauern in Kolumbien. Sie können mit dem Verkauf ihres Kaffees auf lokalen Märkten einen besseren Verdienst erzielen. Wie das zum Beispiel in einer Kooperative funktioniert und warum das dem kleinen Farmer mehr bringt, könnt ihr hier lesen.

Adieu, Halbwissen

 

Das Etikett »kolumbianischer Kaffee« klingt auf den ersten Blick toll. Es kann aber durchaus über die eigentliche Qualität des Kaffees hinwegtäuschen, wenn man sich ausschließlich darauf verlässt. Im Grunde besagt das Label lediglich, dass es sich um Kaffee aus Kolumbien handelt. Es ist aber kein verlässlicher Hinweis darauf, dass es sich um hochwertigen Kaffee handelt.

Wer kolumbianischen Kaffee des guten Gewissens wegen kauft – denn immerhin sind die Kleinbauern dort zu einem so einflussreichen Verband zusammengeschlossenen, dass sie eines der angesehensten Kaffeeforschungszentren der Welt unterhalten – wird ebenfalls enttäuscht sein: Die Federación Nacional de Cafeteros de Colombia verkauft sich zwar als Anwalt der kleinen Kaffeebauern; immerhin fließen die Einnahmen der Kaffeeverkäufe an diese zurück. Im Vergleich zu anderen Organisationen aber macht es der Verband den Bauern nicht einfach: Sie speisen kleine Bauern mit tagesaktuellen, schlechten Tarifen für ihre Kaffeeproduktion ab, sodass diese nie genau wissen, wie viel sie für ihre Bohnen kriegen. Das Ergebnis schlechter Bezahlung ist aber eben auch schlechtere Qualität. 

Denn ohne faire Bezahlung können die Bauern weder expandieren noch in effizientere Anbaumethoden investieren. Ganz zu schweigen davon, dass sie ihrem Kaffees die Zeit geben können, zu Spitzenkaffees heranzureifen und nur die reifsten Bohnen zu ernten, sie gemächlich zu fermentieren und damit ein besseres Ergebnis zu erzielen. Auch in der kolumbianischen Kaffeewelt ist Zeit immer noch Geld. Nur wer schnell viel anbaut und verkauft, kann als Kaffeebauer von seiner Arbeit leben. Und der Nationalverband der kolumbianischen Kaffeebauern nutzt das für sich. Immerhin: Die Federación garantiert in fast jedem Dorf der Kaffeeanbauregion die Abnahme des Kaffees der Bauern; wer mit Pergaminocafé oder grünem Kaffee ankommt, geht mit Bargeld wieder nach Hause.

Es gibt aber eine Alternative für die Kaffeebauern in Kolumbien. Sie können mit dem Verkauf ihres Kaffees auf lokalen Märkten einen besseren Verdienst erzielen. Wie das zum Beispiel in einer Kooperative funktioniert und warum das dem kleinen Farmer mehr bringt, könnt ihr hier lesen.

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