Die italienische Kaffeekultur. CafCaf.de – Kaffee & Blog, Kaffeeblog

Wenn es in einem Land eine spezielle Richtlinie gibt, die regelt, dass ein Espresso einen bestimmten Preis nicht überschreiten darf, dann weiß man: dieses Land liebt seinen Kaffee und seine Kaffeekultur. In Italien legt nämlich jede Kommune fest, wie viel ein am Tresen (»al banco«) getrunkener Espresso maximal kostet – es ist ein ungeschriebenes Gesetz, dass der Preis maximal einen Euro beträgt, da die Leute ihn typischerweise wie einen Shot im Stehen an der Bar trinken und wieder gehen.

Ein Espresso soll nicht ausschließlich das Nachmittagstief verhindern oder die Verdauung ankurbeln; er ist für die ItalienerInnen eine Selbstverständlichkeit, ein alltäglicher Genuss und nicht selten einfach auch ein Rettungsanker im turbulenten Alltag. Nicht zufällig erfasste eine Kameraeinstellung in einem Bericht über Matteo Renzis Rücktritt Anfang Dezember eine Gruppe besorgter JournalistInnen – mit Espresso in der Hand. Für den einen ist es der Schluck Wasser, der beruhigt, für den anderen eben ein energischer Schluck eines warmen Elixiers, der die Gedanken in geordnete Bahnen bringt.

 

Die Anfänge des Teufelsgetränks in Italien

Es ist den venezianischen Händlern und dem Botaniker und Arzt Prospero Alpini zu verdanken, dass der Kaffee um 1570 nach Italien gelangte. Die Händler brachten von ihren Reisen im Orient einige Säcke Kaffeebohnen mit; Alpinis De Medicina Egyptiorium von 1591 ist die erste europäische Publikation, die die Kaffeepflanze und ihre Verwendung erwähnt. Die christlichen Geistlichen waren jedoch überzeugt davon, das »Türkengetränk« sei ein »bevanda del diavolo« – ein Teufelsgetränk, das Christen verderben würde, wenn sie es zu sich nahmen. Zum Glück räumte Papst Clemens VIII. persönlich der Legende nach mit diesem Vorwurf auf: Er probierte den Kaffee und befand ihn als köstlich.

 

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Venedig wurde im Lauf der nächsten Jahrhunderte zum Vorreiter auf dem Gebiet der »Coffee-Shops«, und auch wenn die Menschen erst von der heilsamen Wirkung des braunen Getränks überzeugt werden mussten, gab es im Jahr 1763 schon 218 Cafés in Venedig. Es wurde wörtlich ins Herz geschlossen und Mitte des 18. Jahrhunderts war es üblich, Kaffee und Schokolade als Ausdruck der Liebe zu verschenken. Und schon sind wir in Gedanken bei der Eduscho-Werbung aus dem Jahr 1993: und uns wird warm ums Herz (immer noch ungeklärt ist jedoch, was dieser Hundewelpe da zu suchen hat!):

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Das kleine Einmaleins des italienischen Kaffeetrinkens

Große Gefühle und Genuss – der Zusammenhang von Kaffee und Italien lädt ein, kurz vom vorgenommenen Kurs abzuschweifen, daher: Back to business, widmen wir uns dem Einmaleins des italienischen Kaffeetrinkens im Hier und Jetzt. Es gibt nämlich einige wesentliche Unterschiede zwischen den Trinkgewohnheiten in Italien und in Deutschland. Cappuccino und Latte Macchiato sind in Italien, zusammen mit einem dolce, klassische Frühstücksbestandteile und werden eigentlich nicht nach 11 Uhr morgens getrunken, vor allem nicht am Nachmittag oder nach einer Mahlzeit. Wenn es heißt »Prendiamo un caffè!« (Lass uns einen Kaffee trinken!) dann geht man vielmehr einen Espresso trinken, einfach so, oder zu dem Zeitpunkt am Tag, wenn in Deutschland Cappuccino getrunken wird.

Die Italiener machen alles richtig: Nach dem Essen wird ein Espresso nämlich der Idee eines sog. »Magenputzers« viel gerechter als ein Schnaps, der die Magentätigkeit nur kurzfristig verlangsamt statt die Verdauung in Schwung zu bringen. Die Präsenz des Espressos im italienischen Alltag erklärt auch, warum es ausgerechnet davon so viele Variationen gibt. Die vier populärsten Arten, den Espresso nicht pur zu trinken, sind der Caffè macchiato – ein Espresso mit aufgeschäumter Milch und damit auch die ideale Entschuldigung für (deutsche) Touristen, die nach dem Mittagessen etwas Ähnliches wie Cappuccino haben wollen, ohne in ein ‚Fettnäpfchen’ zu treten. Für diejenigen wiederum, die in Gedanken immer noch beim ein paar Zeilen weiter oben erwähnten Schnaps sind, bietet sich der Caffè correto an, denn diese ‚korrigierte’ Art des Kaffees enthält einen Schuss Grappa oder Sambuca. Caffè americano und Caffè lungo schließlich bestehen beide jeweils aus einem mit heißem Wasser verlängerten Espresso (der Americano ist im Vergleich schwächer).

In den Bars werden meist Robusta-lastige Röstungen verwendet, auch weil die Wasserqualität in vielen Städten in Italien nicht so gut ist (hoher PH-Wert, d.h. hoher Kalkgehalt), und das Wasser ohnehin die feinen Fruchtsäuren einer Arabica-Röstung neutralisieren würde. Weil es in der Regel in Italien sogar auf Tankstellen gute Kaffeemaschinen gibt, und es selbstverständlich dazugehört, diese auch bedienen zu können, gibt es guten Kaffee an jeder Ecke. 

 

CafCaf Kaffee Blog, Kaffeeblog: Mokka / Bialetti zu Hause

Dementsprechend haben die meisten Haushalte nur Mokkakocher und keinen weiteren Schnickschnack – um einen Kaffee zu trinken, geht man aus dem Haus und dieses Zeremoniell gehört dazu.

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Da man natürlich auch stolz darauf ist, gibt es eine Art Konkurrenzdenken zwischen verschiedenen Regionen/Städten Italiens, denn die Neapolitaner sind überzeugt davon, den besten Caffé des Landes zu machen. Dieses Geschmackserlebnis können wir von CafCaf vor dem Hintergrund einer zweiwöchigen Reise von Rom nach Neapel auch bestätigen: manchmal braucht es nur einen alten Mann, eine Bar und eine Handhebelmaschine und man bekommt einen unglaublich guten Espresso vorgesetzt! 

Übrigens…

Durchschnittlich trinken wir in Deutschland pro Kopf pro Jahr eine Badewanne voll … nein, nicht Bier (obwohl…), sondern Bohnenkaffee! So das Ergebnis eines Rankings vom Handelsblatt von 2014. Fast ein halber Liter am Tag pro Person ist das umgerechnet oder einer anderen Statistik zufolge 7.2 Kilogramm Rohkaffee – in Italien sind es im Vergleich ‚nur’ 5.6 Kilogramm. Aber sie trinken ja auch aus kleineren Tassen… Kurioserweise werden die Espresso-Mengen je weiter südlich man kommt auch immer kleiner: Misst der Caffé in Rom noch fast zwei Fingerbreit, ist er in Neapel nur noch einen guten Fingerbreit hoch!

 

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